Hermann Rudorf II
Skizze des Katalogs: Hermann Rudorf, remakes 2024
aus Hermann Rudorf,
remakes
2024
Was braucht ein Bild,
was kann ein Strich
Bilder sind Zeichen für anderes. Erzeugnisse der Phantasie. Dennoch haben sie Erkenntniswert und sind eine neue Blickrichtung auf die Welt.
Lösen Bildsprache und Bildform in uns eine Resonanz aus, dann überschreiten sie Denken und Fühlen und erheben uns über den Alltag und lassen uns für einen Moment eins sein mit der Welt. Denn das, was sich in der Resonanz offenbart, ist das Schöne und Wahre einer aus dem Möglichkeitsraum herausgearbeiteten Realität.
Ein Gemälde schaffen ist ein Akt der Schöpfung, ein Ausbewegen von Ideen und Gefühlen. Ob schwarzweiß/farbig, flächig/tief, linear/gestisch oder offen/geschlossen, Hermann Rudorf ergründet das Feld des Sichtbaren wie Landschaften, Alltagsdinge, oder eben Werke aus der Geschichte der Kunst.
Seine remakes sind neue Ansichten und Bewertungen, Deutungen von Werken der Kunst. In der Vielfalt der Ansichten und neuen Wertsetzungen zeigt Hermann Rudorf Erstaunliches: Prägnanz und Reduktion, die das Wesen der Werke in großer Klarheit offenlegen.
Menschen können zwei Vermögen zum Erlangen von Einsichten haben: einerseits eine individuelle Begabung, andererseits das Wahrnehmen von in den Körper eingeschriebenen Erfahrungen, die von Einzellern ausgehend durch alle Verzweigungen der Evolution hindurch gemacht, verarbeitet und an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Der beständige Zuwachs an Wissen und Fertigkeiten, tief verankert im Körper, wird zusammen mit der individuellen Begabung zum Gespür, das durch die evolutiven Erfahrungen auch eine rationale Struktur hat.
Der Dialog mit Werken von Hermann Rudorf entsteht rasch. Wohl weil sein Malprozess selbst ein Dialog mit dem werdenden Werk ist. Um dessen innerer Ordnung auf die Spur zu kommen und ihr angemessen folgen zu können, macht er seinen Kopf frei von Konzepten und öffnet sich dem Gespür, den Zeichen und Spuren auf der Leinwand folgend. So gleicht sein künstlerisches Schaffen einem Ausloten der Möglichkeiten nach einer bleibenden Bildsprache und nach Bildformen mit universeller Geltung.
© Hajo Eickhoff 2024
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