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für designfunktion München 2006

 

 

KLASSIKER – FORM – KOMMUNIKATION

NACHHALTIGKEIT – QUALITÄT – INNOVATION

 




KLASSIKER

 

Klassiker bringen Träume und das Lebensgefühl einer Epoche zum Ausdruck. Sie sind zeitlose Produkte. Erzeugnisse des Menschen. Auf Material, Form und Funktion bezogen haben sie eine grundlegende Bedeutung für die Existenz des Menschen: Allen nachfolgenden Generationen sind sie Vorbild, Minimalforderung und Norm. Hinter einen Klassiker kann man nicht zurück. Sie sind Haltepunkte und Gütefixierungen im Strom der Produktentwicklung. Classis bedeutet Herbeirufung, später Menge der Herbeige­rufenen, dann Einteilung der Herbeigerufenen etwa in Militärische Abteilungen und in Tributgruppen. Der Be­griff Klasse dient der Gliederung von Objekten und Prozessen sowie der Abstufung von Werten, bis er auch für das Typische oder das Beste einer Art stehen kann. Klassiker sind eine Grundlage für neue Entwicklungen, die sich selbst nicht wandeln.


 

FORM

 

Form ist die äußere Gestalt von Dingen und Prozessen und deren innewohnende Idee. Die Form gestalteter Objekte – ihr Design – geht aus der inneren Form des Gestalters – seinem inneren Design – hervor. Dadurch wird eine Form zum Ausdruck einer Kultur – zum Ausdruck von Wissen, Gespür und Können. Eine gute Form ist dann so etwas wie eine Formvoll­en­dung. Sie bereichert das Leben und regt zur Erfindung neuer Rituale des Alltags an. Eine gute Form hat eine Nähe zur Wahrhaftigkeit, wenn ihre Elemente wie Schönheit und relevanter Nutzen, Einzigartigkeit und nachhaltiger Naturverbrauch stimmig zusammenpassen, weil sich dann das Einzelne so mit dem Allgemeinen verbinden kann, dass es den Menschen in seiner Existenz berührt. Eine gute Form dient der Natur sowie der Kultivierung und dem Wohl des Menschen: seiner Freude und seiner Bildung, seiner Orientierung, Kommunikation und Erinnerung.

 


KOMMUNIKATION 

 

Kommunikation ist Botschaft und Austausch. Gespräch, Gemeinsamkeit und Sinnvermittlung. Sie bildet einen Wesenszug aller Kultur. Sprache ist die Gabe des Menschen zur Mitteilung und zum Gedankenaustausch. Gesprochen und aufgeschrieben, mit Gesten und Gebärden. In der Sprache bringt der Mensch Gefühle und Bedürfnisse zum Ausdruck, abstrahiert und bewahrt Wissen. Gegenstände sind aus menschlichen Gesten – der tätigen Hände – hervorgegangen und kommunizieren auch über Gesten. In Werkzeugen und Alltagsgegen­ständen, in Gebäuden und Möbeln sind Naturstoff, menschliche Aktivität und Kultur miteinander verbunden. Wenn in einem Objekt – der Objektform – die Har­mo­nie von Technik und Ästhetik, von Mensch und Natur spürbar ist, kommt die Würde des Menschen zum Ausdruck, ebenso die Bedeutung des Naturstoffes, und die Objekte werden zu Botschaftern des Kulturellen. Aus dem Grunde können Objekte zu Botschaftern einer Unternehmenskultur werden.

 


NACHHALTIGKEIT

 

Nachhaltigkeit ist das Nachpflanzen von Bäumen. In gleicher Anzahl wie die Summe der entwurzelten, abgestorbenen und gefällten Bäume. Die Methode sichert den Bestand auf lange Sicht und erneuert die Natur. Von der Forstwirtschaft ist der Begriff auf alle natürlichen Ressourcen und auf die Erzeugnisse des Menschen übergegangen: Für eine nachhaltige Herstellung müssen die verwendeten Materialien dem Naturkreislauf einfügbar sein und zu ihrer Herstellung darf nur so viel Naturstoff bewegt und verbraucht werden, dass die Natur sich regenerieren kann. Naturstoff muss aber auch zum Wohl des Menschen nachhaltig behandelt werden, da der Mensch seine Anlagen nur in einer ihm angemessenen Umwelt – reine Luft, sauberes Wasser, un­ver­gif­te­te Nahrungsmittel, gediegene Produkte – entfalten und seine Freiheit, seine Vernunft und seine Humanität zum Ausdruck bringen kann.



QUALITÄT


Was in der Welt ist, hat ein Wesen. Dieses Wesentliche sind Eigenart, Beschaffenheit und Wert. Das Wesen ist das Was einer Sache – ihr Quale oder ihre Qualität. Die Natur hat von sich aus Wert und Kostbarkeit und bildet das Maß für Qualität. An ihrer Kostbarkeit muss das von Menschen Geschaffene orientiert werden. Qualität sollte eine Verpflichtung für jeden sein, denn sie wirkt über die Sinnesorgane fördernd auf die Entwicklung und das Wohlbefinden und stärkt den Lebenssinn – das Prinzip, das den Menschen Motivation gibt. Eine gute Form, eine praktikable und überraschende Funktion und ein gediegenes Material sprechen den Menschen an, indem sie die Aufnahmefähigkeit der Sinne steigern und ihre Vielfalt bewahren und den Menschen befähigen, Nuancen und Schattierungen wahrzunehmen. Qualität macht den Menschen leicht: Sie erhebt ihn und fördert seine schöpferische Kraft.



INNOVATION


Innovation ist Wandel. Ist Neuorganisation, Wiederbelebung, Optimierung. Innovation ist dem Leben abgeschaut, das einem permanenten Wandel unterliegt: lebende Zelle erneuern sich ständig, Menschen durchlaufen verschiedenartige Lebensabschnitte und Gesellschaften haben ihre Epochen. Innovationen sind Eingriffe in bestehende Systeme. Geschlossene Systeme entstehen und wachsen, entwickeln sich, gehen ihrem Niedergang entgegen und sterben, da sie sich veränderten Bedingungen nicht anpassen können. Sind Systeme offen und flexibel, können sie in innovativen Prozessen konstruktiv auf das Umfeld reagieren, kreativ verändert werden und ein langes Leben führen. Innovationen sind kein Selbstzweck, sondern planvolle Re­aktionen auf Ordnungen, die nicht mehr reibungslos funktionieren. Ziel und Zweck ist die Optimierung von Systemen – die Verbes­serung der Qualität eines Ganzen wie eine Gemeinschaft, eine Arbeitsumge­bung, ein Un­ter­nehmen.

 

 

© Hajo Eickhoff 2006

 







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